
An der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden startete im Oktober 2019 das Projekt „5G4Healthcare“, welches das Potential der 5G-Technologie für die ländliche Gesundheitsversorgung erforscht.
Es ist eines von sechs Forschungsprojekten, die im Rahmen des 5G-Innovationsprogramms des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert werden.
Im EDM-Experten-Interview sprechen die Projektleiter Prof. Dr. rer. pol. Steffen Hamm und Prof. Dr. med. Clemens Bulitta von der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen und Gesundheit über die Ziele und aktuellen Entwicklungen des Projekts.
Was kann man sich unter dem Projekt „5G4Healthcare" vorstellen?
Ziel des vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderten Projektes 5G4Healthcare ist es, die Machbarkeit, die Möglichkeiten sowie die Grenzen der Verbesserung der Effektivität und Effizienz in der ländlichen Gesundheitsversorgung durch die 5G-Technologie auszuloten und Handlungsempfehlungen für skalierbare Lösungen abzuleiten. Konkret wird der Einsatz der 5G-Technologie in den beiden Use Cases „Integrierte Versorgung" und „Homecare" konzipiert (Phase 1), modellhaft implementiert (Phase 2), erprobt und evaluiert (Phase 3). Der neue Mobilfunkstandard 5G bildet dabei die Grundlage für innovative medizinische Versorgung und Dienste wie beispielsweise EKG-Echtzeitübertragung aus dem Rettungswagen, robotergestützte Operationen und Fernüberwachung und -analyse der Vitaldaten von Patienten. Aus den Ergebnissen des Projektes sollen neue Lösungen entwickelt werden, die als Blaupause eines konsequent Digital-Health-gestützten medizinischen Versorgungsansatzes in ländlichen Regionen dienen sollen.
Wie kann 5G für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum genutzt werden?
Die leistungsfähige Mobilfunktechnologie 5G ist mehr als nur ein neuer Mobilfunkstandard. Zu den vielen Vorteilen der 5G-Technologie gehören Merkmale wie die schnelle Übertragung großer Datenmengen, die geringe Latenz, die schnelle Verbreitung von Informationen und die Möglichkeit, eine im Vergleich zu anderen Funkstandards deutlich größere Anzahl von Endgeräten einzubinden. Aktuellen und aufkommenden Fragen der Organisation und Zugänglichkeit zur Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum kann damit mit neuen Konzepten und Strategien begegnet werden, die eine hoch-qualitative und wirtschaftliche Versorgung in der Fläche auch in Zukunft sicherstellen können.
Wie könnte die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung im EDM- Raum von Ihrem Projekt und der 5G-Technologie an sich profitieren?
Selbstverständlich beschränken sich die Erkenntnisse aus unserem Projekt nicht nur auf Bayern. Die Forschungsergebnisse hinsichtlich neuer, durch die 5G-Technologie ermöglichte Versorgungsformen sollen auch auf den gesamten EDM-Raum übertragen werden können. In der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung könnten z. B. in der Notfallversorgung Informationen noch umfassender und schneller ausgetauscht werden und somit ein wichtiger Beitrag zur Qualität und Effizienz der Versorgung geleistet werden.
Hat die Corona-Pandemie Entwicklungen in Ihrem Projekt beschleunigt?
Einerseits hat die Corona Pandemie auch bei uns, wie bei vielen anderen Projekten, zu Erschwerungen und Verzögerungen geführt. Andererseits hat sie grundsätzlich die Digitalisierung im Gesundheitswesen positiv unterstützt. Da unser Projekt genau in diesem Themenfeld angesiedelt ist, profitieren wir inhaltlich/thematisch sozusagen indirekt hiervon, da sich die Akzeptanz für digitale Lösungen und neue Technologien im Gesundheitswesen insgesamt verbessert hat. Der unmittelbare Nutzen der Digitalisierung in alltäglichen Situationen der Gesundheitsversorgung wurde hierdurch auf breiter Front verstehbar und erlebbar.
Bild: © Ostbayerische Technische Hochschule Amberg Weiden
Sie möchten mehr zur Digitalisierung in der Medizin und der Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten erfahren?
Die Kontaktstelle Oberpfalz der Europaregion Donau-Moldau lädt im Rahmen ihres Vorsitzjahres zum virtuellen Gesundheitskongress am Donnerstag, 10.06.2021, und am Donnerstag, 17.06.2021, jeweils von 9 Uhr bis 12 Uhr, ein.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Akademie Ostbayern-Böhmen, der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden und dem Hochschulverbund TRIO statt.