
Sachertorte, Wiener Schnitzel, Apfelstrudel oder Kaiserschmarrn. Das ist nur eine kleine Aufzählung österreichischer Leckerbissen, die in tschechischen Haushaltsküchen dauernd heimisch wurden. Keiner kleineren Popularität erfreuen sich in Österreich böhmische und mährische Kolatschen und Buchteln. Gerade die Tatsache, wie sich die beiden Nachbarländer ihre Küchen gegenseitig bereicherten, verfolgt das Projekt des gemeinsamen kulinarischen Erbes. Es ist auf die Kulturgeschichte der Ernährung in Böhmen, Mähren und Wien im Zeitraum 1750-1918 ausgerichtet. Das heißt in den Jahren, als geschickte südböhmische und südmährische Köchinnen in vermögenden Haushalten Wiens kochten und interessante Rezepte von den „herrschaftlichen Tischen“ in die bäuerlichen Küchen des böhmischen und mährischen ländlichen Raums zurückbrachten. In das Projekt waren neben Region Südböhmen auch das Südmährische Museum in Znaim, die Paris Lodron-Universität Salzburg und das Österreichische Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien involviert.
Einer der Projektoutputs ist die Auflistung von Rezepten, die den Interessenten auf diesem Link zur Verfügung stehen.
„Das gemeinsame Kochbuch, das einer der Projektoutputs ist, stellt traditionelle Volksrezepte aus der südböhmischen und südmährischen Region vor, von denen manche zu einem untrennbaren Bestandteil der Küche von Wiener Haushalten wurden. Gleichzeitig umfasst es Gerichte, die auf dem Lande meistens mit einem Festtag verbunden sind. Wer würde Faschingskolatschen, Martinskipferl oder zum Beispiel Osterbrote nicht kennen", erwähnte mit Lächeln der stellvertretende südböhmische Kreishauptmann für Kultur Pavel Hroch damit, dass gerade diese traditionellen Mehlspeisen, wie Buchteln und Kolatschen, die Küche der Hauptstadt der Monarchie am meisten beeinflussten. Die städtische Umwelt bereicherte umgekehrt die volkstümliche Küche um feines Gebäck, das z. B. so beliebte Vanillekipferl repräsentieren können, die zu unserem Weihnachtsfest obligatorisch gehören.
Das Projekt des gemeinsamen kulinarischen Erbes möchte die wertvollen historischen Dokumente über die gemeinsamen Wurzeln der Ernährungsgeschichte auch für künftige Generationen erhalten. Die Projektpartner untersuchten und archivierten deshalb gemeinsam digital historische Dokumente der Ernährungsgeschichte in den Jahren 1750-1918 in Böhmen, Mähren oder Wien und führten Recherchen der Quellen historischer Entwicklung von Wiener und böhmisch-mährischen Küchen durch. Die Historiker:innen und Ethnolog:innen forschten in Bibliotheken und Archiven der jeweiligen Kulturgebiete. Die Projektpartner in Znaim und Jindřichův Hradec untersuchten und bearbeiteten Dokumente aus der böhmisch-mährischen Perspektive, während die Projektpartner auf österreichischer Seite sich mit der Forschung der Quellen und der Bearbeitung der Wiener Küche befassten.
Die Ausstellungen im Rahmen des Projektes Kulinarisches Erbe:
• Museum Jindřichův Hradec, 21. 10. 2022 – 6. 1. 2023
• Südmährisches Museum Znaim, 4. 11. 2022 – 26. 2. 2023
• Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien, 13. 12. 2022 – 31. 3. 2023
Das grenzüberschreitende Projekt Kulinářské dědictví / Kulinarisches Erbe ATCZ288 ist aus dem Programm der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit INTERREG V-A Österreich-Tschechische Republik finanziert.