
Herr Florian Lochner, MA ist Mitarbeiter der Initiative Healthacross der NÖ Landesgesundheitsagentur. Im Zuge seines Masterstudiums verfasste er eine Arbeit zum Thema Green Hospitals – Nachhaltigkeit im Gesundheits- und Krankenhaussektor am Beispiel Niederösterreichs. Im Interreg V-A AT-HU Projekt „HEAL NOW“ zwischen Niederösterreich, Burgenland und Ungarn nimmt er die für die Initiative wichtige Rolle als Projektleiter ein und wirkt somit Maßgeblich beim Aufbau einer Krankenhauskooperation im Fachbereich der digitalen Pathologie zwischen dem LK Wr. Neustadt und dem Krankenhaus in Sopron mit.
Sie haben sich im Rahmen Ihrer Masterarbeit intensiv mit dem Thema der Nachhaltigkeit im Gesundheits- und Krankenhaussektor in Niederösterreich beschäftigt, warum liegt Ihnen das Thema so am Herzen und wie würden Sie das aktuelle Bewusstsein dafür einordnen?
Der Begriff „Nachhaltigkeit" wurde gerade in den letzten Jahren zu einem der Modeworte unserer Zeit. Nahezu alle Lebensbereiche sind in gewisser Weise davon betroffen und können nachhaltiger gestaltet werden, ebenso der Gesundheitssektor. Paradoxer Weise ist jedoch gerade der Sektor, der unsere Gesundheit erhalten oder wiederherstellen soll, sehr ressourcenintensiv, wurde jedoch in der Vergangenheit oftmals aus der Nachhaltigkeitsdiskussion ausgespart. Mir war es daher wichtig, die durchaus engen Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Nachhaltigkeit und Klimawandel aufzuzeigen und das Bewusstsein, welches in Niederösterreich und somit auch in Teilen des EDM-Raums durchaus bereits angekommen ist, zu erheben.
Die Nachhaltigkeitsthematik ist bekanntlich eine sehr aktuelle, inwiefern kann ein Krankenhaus hier überhaupt aktiv werden?
Krankenhäuser können ob ihres großen Ressourcenverbrauchs auf vielerlei Ebenen nachhaltig aktiv werden. Das beginnt bereits bei kleinen, uns allen bekannten Maßnahmen und reicht hin bis zu ganz grundlegenden Adaptierungen, wie beispielsweise in der Infrastruktur und Konzeptionierung der Kliniken. Wenngleich ganz grundlegende Aspekte natürlich oftmals mit hohen Kosten verbunden sind, so können gerade im Krankenhaus auch sehr viele Maßnahmen in Bereichen wie dem Energie- und Abfallmanagement genannt werden, welchen vergleichsweise wenig Aufwand gegenübersteht. Zu nennen wäre hier beispielsweise der achtsame und bewusste Umgang mit Energie, die Verwendung energiesparender Lampen und Geräte oder im Bereich des Abfalls die strikte Abfalltrennung oder die Verwendung von Mehrwegprodukten, eine entsprechende Möglichkeit der Wiederaufbereitung dieser vorausgesetzt. Nicht zuletzt stehen und fallen viele dieser Maßnahmen jedoch mit dem Bewusstsein und der Initiative der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weshalb ich diesen Punkt als ganz zentrales Element sehe.
Sie haben nun einige beispielhafte Maßnahmen gebracht, was spricht Ihrer Meinung nach für oder gegen die verstärkte Implementierung dieser?
Hinderlich sind sicherlich die notwendigen (finanziellen) Ressourcen sowie oftmals auch eine teilweise in die Jahre gekommene Infrastruktur, was die Kosten nochmals sprunghaft ansteigen lässt. Demgegenüber stehen jedoch auch positive Effekte wie ein geringerer Verbrauch diverser Ressourcen und damit Einsparungspotenzial bei eben diesen, wie beispielsweise Energie. Oftmals spielt bei solchen Investitionsentscheidungen die Amortisationszeit eine große Rolle, weshalb eine Investition im Verhältnis oftmals nur dann wirklich Sinn macht, wenn diese langfristig einen großen Nutzen bringt – gerade dieser Punkt hat sich in Zeiten der Energiekrise jedoch deutlich verkürzt. Diesbezüglich wirken sich natürlich auch diverse öffentliche Förderungen klar positiv auf die Implementierung weiterer Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Gesundheitssektor aus.