28. 11. 2024
Hochschulen

Interview mit Miriam Bleck, MA, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt BioH2Region, Hochschule Landshut

Sehr geehrte Frau Bleck,


können Sie uns bitte einen Überblick über das Projekt BioH2Region geben?
Was sind die Hauptziele des Projekts und welche Partner sind daran beteiligt? Wie wird das Projekt finanziert?

 

Das Projekt BioH2Region hat es sich zum Ziel gesetzt, einen innovativen, grenzüberschreitenden Kompetenzraum für biogenen Wasserstoff und grüne Gase für Bayern und Österreich zu schaffen. Dabei liegt der Fokus auf der Förderung eines dauerhaften interregionalen Austauschs mit Unternehmen aus dem Projektraum. Dieses Ziel verfolgt das TZE gemeinsam mit der FH Oberösterreich Forschungs- und Entwicklungs GmbH als wissenschaftlichem Partner sowie dem Institut CENTOURIS der Universität Passau, der Standortagentur des Landes Oberösterreich Business Upper Austria und der Innovations- und Standortagentur Salzburg (Innovation Salzburg) als Disseminationspartnern.


Das Projekt wird im Rahmen des Interreg VI-A Bayern/Deutschland – Österreich-Programms gefördert. Insgesamt stehen dem Projekt BioH2Region 1.367.419,20 € als Gesamtbudget (EFRE-Förderung sowie Eigenanteile der Partner) zur Verfügung.


Wie entstand die Idee für das Projekt BioH2Region und welche Herausforderung möchten Sie damit angehen?


Der Grenzraum Bayern-Österreich sieht sich derzeit regionalen Herausforderungen gegenüber. Beispielsweise besteht eine geringe Innovationsbereitschaft bei regionalen KMUs, und es gibt nur wenige starke Innovationsakteure im Programmraum. Dies führt zu einem regionalen Ungleichgewicht, das durch das Projekt BioH2Region angegangen werden soll. Durch gezielte Informations- und Beratungsangebote zur Nutzung von biogener Wasserstofftechnologie sollen die Unternehmen sensibilisiert werden. Das erhöht die Chance, dass KMUs im Programmraum diese Technologie anwenden, was wiederum zur Steigerung der regionalen Wertschöpfung und zum Beitrag zur Energiewende führt. Außerdem steigert dies die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Region und wirkt sich positiv auf den derzeit herrschenden Fachkräftemangel aus.


Welche Technologien oder Verfahren werden innerhalb des Projekts eingesetzt, um Bio-Wasserstoff zu produzieren?


Zur Produktion von grünen Gasen (Wasserstoff und erneuerbares Methan) kommen im Projekt BioH2Region verschiedene Technologien unter Verwendung vornehmlich biogener Rohstoffe zum Einsatz. Dazu zählen Biogas, Gase aus der thermochemischen Umwandlung biogener Rest- und Abfallstoffe sowie Wasserstoff aus Elektrolyse. Konkret kommen die Dunkelfermentation und die Biomassevergasung mit anschließendem biologischen Wassergasshift zum Einsatz. Dadurch kann das in den Biomassegasen enthaltene CO zu zusätzlichem Wasserstoff und CO2 umgewandelt werden, sodass Wasserstoffgehalte in biogenen Rohgasen von mehr als 60 Volumenprozent erreicht werden. Eine weitere Technologie ist die Pyrolyse von in Biogas enthaltenem Methan, mit der hochreiner Wasserstoff mit negativem CO2-Rucksack sowie Kohlenstoff erzeugt werden. Der so erzeugte Kohlenstoff kann entweder gebunden oder weiterverwendet werden. Durch elektrochemische Wasserstoffabtrennung werden Reinheiten von bis zu 5.0 (99,999% Reinheit) erreicht.


Welche konkreten Ergebnisse oder Meilensteine wurden bisher erreicht oder werden erwartet?
Am 8. August 2024 fand am TZE in Ruhstorf der Kick-Off mit allen Projektpartnern statt. Da das Projekt erst kürzlich gestartet ist, gibt es derzeit noch keine konkreten Ergebnisse. Die Meilensteine im Projekt BioH2Region umfassen die Vorstellung von Best Practices aus der regionalen Wirtschaft sowie Roadshows in Bayern und Österreich, die dem Wissenstransfer und dem Austausch zwischen Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit dienen.


Inwiefern kann das Projekt zur Entwicklung einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft in der Region beitragen?


Die gezielte Ansprache der regionalen Wirtschaft und der Entscheidungsträger im Programmraum Bayern-Österreich ist ein erster Schritt, um die Akteure zu sensibilisieren. Gezielter Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch ermöglichen es den regionalen KMUs, qualifizierte und nachhaltige Entscheidungen hinsichtlich des Einsatzes von Wasserstofftechnologien zu treffen. Das erhöht die Chancen der Anwendung in der Region, was der regionalen Wertschöpfung zugutekommt. Dadurch profitieren die Unternehmen, bleiben wettbewerbsfähig, ziehen Fachkräfte an und steigern ihre Wertschöpfung. Dies trägt dazu bei, die Wasserstoffwirtschaft nachhaltig in der Region zu verankern.


Welche Strategien haben Sie entwickelt, um die Ergebnisse auch nach Projektende zu nutzen?


Der grenzüberschreitende Kompetenzraum wird allen Beteiligten und Interessierten auch nach Ende des Projekts BioH2Region zur Verfügung stehen. Dadurch ist sichergestellt, dass die Informationen weiterhin genutzt werden können und Lösungen für die KMUs implementiert werden. Das TZE sowie die FH Oberösterreich als öffentliche Forschungseinrichtungen bleiben auch nach Projektende Ansprechpartner für Unternehmen, die an der Wasserstofftechnologie interessiert sind. Da beide kontinuierlich in diesem Bereich forschen, werden sie auch zukünftig neue und weiterführende Erkenntnisse zu biogenem Wasserstoff und grünen Gasen gewinnen.

 

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit Ihrem Projekt!

 

Kontakt:

Miriam Bleck, MA
Wissenschaftliche Mitarbeiterin | Projekt BioH2Region

Hochschule Landshut I University of Applied Sciences

Technologiezentrum Energie
Wiesenweg 1, 94099 Ruhstorf an der Rott
Tel. +49 (0)8531 – 914 044 45

miriam.bleck@haw-landshut.de
www.technologiezentrum-energie.de

 

Foto 1: Die Projektbeteiligten beim Kick-Off am TZE: Robert Hahn, Prof. Dr. Raimund Brotsack, Dr. Stefan Mang, Nayrana Daborer-Prado, Josef Harasser, Sebastian Hirsch, Julia Weyermayr, Dr. Werner Balika, Prof. Dr. Bernhard Zettl, Michaela Streicher, Miriam Bleck, Gayaneh Issayan, Dr. Reinhart Schwaiberger (v.l.n.r.). (Bildcredit: Hans Nöhbauer)

Foto 2: Der wissenschaftliche Leiter des Projekts am TZE, Prof. Dr. Raimund Brotsack, setzt sich für die Erzeugung grüner Gase wie Wasserstoff und erneuerbares Methan ein. (Bildcredit: Hochschule Landshut)

 


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