
Verwertung von Klärschlamm in der Europaregion Donau-Moldau dank Förderung bald grenzübergreifend möglich
Überreste aus Kläranlagen wurden bisher häufig als Dünger in der Landwirtschaft verwendet. Doch damit gelangen auch Gifte in die Nahrungskette und extrem knappe Rohstoffe wie Phosphor gehen ungenutzt auf den Feldern verloren. Neue gesetzliche Vorgaben der EU ändern die Situation in Kürze: Künftig müssen dem Klärschlamm die wertvollen Nährstoffe in aufwendigen Verfahren entzogen und die restliche Masse getrocknet und verbrannt werden. Dafür ist der Bau entsprechender Anlagen nötig. Insbesondere kleinere Gemeinden in der strukturschwachen Grenzregion können die durch den neuen Entsorgungsweg entstehenden massiven Kostensteigerungen nicht tragen oder kompensieren. Eine innovative Lösung verspricht das Projekt „Green Infrastructure Maßnahmen aus Klärschlamm-Kaskadennutzung mittels grenzüberschreitender interregionaler Zusammenarbeit", dessen Förderung am 13./14. Dezember 2016 vom Begleitausschuss des Interreg-Programms Bayern-Tschechien bewilligt wurde. Damit fließen rund 700.000 Euro in die Grenzregion. „Das Projekt entwickelt für die Gemeinden der nördlichen Oberpfalz und ihre tschechischen Nachbarn ein einheitliches grenzübergreifendes Verfahren zur Nährstoffrückgewinnung und erarbeitet Handlungsempfehlungen zum Landschaftspflegemanagement. Es dient damit gleichermaßen Umweltschutz- und Kostenaspekten", erklärt Wolfgang Kaiser, Geschäftsführer der IKomStiftland. Der kommunale Zweckverband im Landkreis Tirschenreuth der nördlichen Oberpfalz ist Leadpartner des Projekts und wandte sich vor gut einem Jahr mit einer ersten Idee für eine grenzübergreifende Lösung auch an die Wissensplattform „Forschung & Innovation" der Europaregion Donau-Moldau, die bei der Projektpartnersuche und der Antragstellung mit behilflich war. „Das Projekt verfolgt einen innovativen Ansatz, da bisher weder beim Betrieb von Kläranlagen noch bei der Klärschlammentsorgung eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit stattfindet. Mit der Förderung des Projekts aus unserer Wissensplattform profitieren die Gemeinden auf beiden Seiten der Grenze", freut sich Bezirkstagspräsident und politischer Repräsentant der Oberpfalz in der Europaregion Donau-Moldau Franz Löffler.
Das wissenschaftliche KnowHow für die Umsetzung des Projekts liefern das Technologiezentrum Energie in Ruhstorf und das Forschungsinstitut für Forstwirtschaft und Jagd aus dem tschechischen Vysočina. Des Weiteren als Projektpartner beteiligt ist der Wasserversorger und Abwasserentsorger Chevak a.s. im tschechischen Eger. „Die Bewilligung des Projektantrags ist für uns wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk", meint Kaiser. „Wir kommen damit dem Ziel einer organisierten bayerisch-tschechischen Zusammenarbeit bei der Klärschlammverwertung einen großen Schritt näher." Langfristig ist die Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Pilotaufbereitungsanlagen im Grenzgebiet geplant.